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Workcamp mit dem Volksbund Kriegsgräberfürsorge für Azubis und FÖJ'ler in Belgien

Wer bei aha seine Ausbildung macht, hat die Chance an Ausflügen zur Team- und Weiterbildung teilzunehmen. Azubi Melina und FÖJ'lerin Laeticia haben an so einer Bildungsreise teilgenommen. Dieses Jahr war das Ziel Belgien.
Begleitet durch den Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge, gab es ein fünftägiges Programm rund um den Ersten und Zweiten Weltkrieg. Dazu gehörten beispielsweie Besichtigungen von Kriegsgräbern rund um Ypern, die Teilnahme an einer Kranzniederlegung, sowie einen Arbeitseinsatz mit Grabpflege auf dem Deutschen Soldatenfriedhof in Lommel.

In diesem Beitrag haben Laeticia und Melina sich gegenseitig interviewt, um einen Überblick über ihre Eindrücke zu geben, der weit über den normalen Ausbildungsalltag hinausgeht.

Wir haben uns in Belgien mit dem Thema Erster und Zweiter Weltkrieg befasst. Melina, was hast du für Erfahrungen bezüglich des Ersten und Zweiten Weltkrieges?

Melina: „Also ich habe Familie gehabt, unter anderem meine Urgroßeltern, die im Zweiten Weltkrieg aufgewachsen sind und das alles miterleben mussten, das hat mein Opa mir erzählt“. Und wie ist es bei dir Laeticia?

Laeticia: „Mein Uropa war damals im Zweiten Weltkrieg im Osten an der Front. Ich denke er war so 25 Jahre alt. Er war auch in Kriegsgefangenschaft, ich weiß aber nicht wie lange. Meine Familie hat mir das erzählt, da er es mir selbst leider nicht mehr erzählen konnte.
Natürlich hatte ich auch beides im Geschichtsunterricht, aber wenn man es durch ein Geschichtsbuch lernt, ist man meistens dann doch etwas emotional distanzierter “.

Laeticia, was hast du gedacht als du wusstest, es geht nach Belgien?

Laeticia: „Als ich genaueres zum Workcamp erfahren habe, habe ich mich sehr gefreut und war total dankbar, dass auch ich als FÖJlerin eingeladen wurde. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich.
In Belgien war ich noch nie. Auch im Geschichtsunterricht hatte ich das Gefühl das Belgien nur am Rande erwähnt wurde. Das ist eigentlich sehr schade. Ich habe mich deswegen sehr gefreut das Land besser kennenzulernen. Trotz dessen war ich anfangs etwas nervös, weil ich ja die anderen noch nicht kannte. Und wie hast du dich gefühlt, Melina?

Melina: „Ich muss tatsächlich sagen, ich war extrem aufgeregt, weil ich die anderen auch nicht kannte und ich echt nicht wusste was uns dort erwartet. Im Geschichtsunterricht wurde Belgien einmal kurz erwähnt und ich war schon immer daran interessiert, wie du Laeticia, das Land mal zu sehen und die Geschichte dahinter kennenzulernen. Ich wusste aber dass es nur gut werden kann, und das war es dann auch“.

Unsere Zeit haben wir in der Jugendbegegnungsstätte in Lommel, Belgien verbracht. Melina, was ist deine Meinung zur Unterkunft?

Melina: „Ich fand die Unterkunft vollkommen ausreichend für unsere Gruppe. Es gab tolles Essen, die Zimmer waren gut und man konnte sich immer beschäftigen, wenn man nichts zu tun hatte.“

Laeticia: „Da gebe ich dir auf jeden Fall Recht. Die Unterkunft war schlicht, hatte aber alles was man brauchte, wie du schon sagst. Das Huis Over Grenzen ist in einem abgelegenen Waldteil. Direkt am riesigen Soldatenfriedhof, den man auch aus dem Fenster immer sehen konnte. Es war ein sehr ruhiger und friedlicher Ort.“.

Laeticia, wie findest du das Team dort?

Laeticia: „Das Team ist toll. Sie haben uns sehr herzlich empfangen und haben alles super organisiert.“

Melina: „Ich sehe das genauso, es war alles top organisiert und wir haben uns wohlgefühlt“.

Wir sind hier in der Karl-Wiechert-Allee gestartet und 5 Stunden in Richtung Belgien gefahren. Melina, was sagst du zu der chaotischen, aber lustigen Fahrt?

Melina: „Ach ja, die Fahrt… es war sehr lustig, da wir uns durchgehend verfahren haben, weil das Navi in unserem Auto uns nicht da hingeführt hat, wo wir hinmussten. Aber Laeticia, du kannst da mehr zu sagen, oder?

Laeticia: „Ja, weil wir dem Auto in dem Melina saß, gefolgt sind. Wir haben uns alle gewundert, warum wir hier jetzt durch die ganze Nordstadt fahren und nicht auf die Autobahn auffuhren. Es war echt witzig, weil niemand wusste, wieso, weshalb, warum wir durch die Nordstadt gefahren sind. Als wir im anderen Fahrzeug, das ebenfalls Melinas Auto folgte anriefen, kam schon bevor wir überhaupt etwas gesagt haben die Antwort: „Frag nicht. Ich habe keine Ahnung.“ Wir haben kurz angehalten und im Auto von Melina mal nachgefragt was da los ist. Irgendwie war etwas mit dem Navi nicht in Ordnung aber wir haben dann, mit circa. 45 Minuten Verzögerung, den Weg auf die Autobahn gefunden.“

Der jüdische Zeitzeuge Miel Andriesse erzählte von seiner Kindheit, in der er vor den Nationalsozialisten versteckt wurde. Laeticia, hat dich die Geschichte von dem Zeitzeugen Miel auch so emotional mitgenommen?

Laeticia: „Ja auf jeden Fall. Einzelschicksale gehen einem immer besonders unter die Haut, finde ich. Wenn ein Überlebender dann vor dir sitzt und selbst seine Lebensgeschichte erzählt, ist das wirklich besonders. Miels Vortrag hat mich zu Tränen gerührt und trotz seiner schweren Vergangenheit konnte er mit einem Lächeln unsere Fragen beantworten. Das war wirklich schön. Melina, wie geht es dir damit?

Melina: „Ich sehe das genauso wie du, ich war sehr emotional und kann bis heute noch nicht fassen, was hinter seiner Kindheit steckt. Ich bin sehr dankbar, dass ich seine Geschichte kennenlernen durfte“.

Melina, wie findest du den Friedhof in Lommel der direkt neben unserer Unterkunft ist?

Melina: „Dieses Gefühl ist sehr schwer zu beschreiben, es ist sehr emotional. Man geht in sich selbst und trauert um diese Menschen, obwohl man sie nicht kennt. Auf diesem Friedhof ruhen circa 40.000 Menschen aus dem zweiten Weltkrieg, welche jung ungewollt gestorben sind. Erstmal darüber im Klaren zu sein, wie viele Menschen das eigentlich sind, ist unvorstellbar. Ich musste jedes Mal, wenn wir auf dem Friedhof waren, einen kurzen Moment allein sein und nachdenken. diese Stille, die dort herrscht, ist unbeschreiblich.“ #

Laeticia, wie ging es dir, als wir auf diesem Friedhof waren?

Laeticia: „Das erste Mal sahen wir den Friedhof von dem Dach der Krypta aus. Uns wurde erzählt, dass der Ausblick wie der eines Generals auf seine Armee sei, denn die Kreuze sind in Reihen und Blöcken aufgestellt. Das ist wirklich bei mir hängen geblieben. Ich stellte mir vor an Stelle jedes Kreuzes stünden mindesten 2 junge Männer. So viele die im Krieg starben und doch nur ein Bruchteil allen.
In manchen Reihen wurde Heidekraut angepflanzt, das zur Zeit unseres Besuches blühte. Das war sehr schön. Ich bin auch gerne alleine durch die Reihen gegangen. Ich habe mir die Namen und Todesdaten durchgelesen. Viele waren in meinem Alter. Es ist traurig, dass ihr Leben so früh endete.“

Laeticia, was war dein persönliches Highlight?

Laeticia: „Mein persönliches Highlight war die Stadt Ypern. Nicht nur ist die Stadt architektonisch super schön, sie hat auch eine besondere Erinnerungskultur. Seit 1928 findet dort täglich eine Kranzniederlegung für die gefallenen Soldaten statt. Überall in den Geschäften gibt es Souvenirs mit Mohnblumenmotiven. Und das In Flanders-Fields-Museum hatte eine sehr interessante Ausstellung mit aufwendig dargestellten Ausstellungsstücken und Kurzfilmen“. Und was ist dein persönliches Highlight, Melina?

Melina: „Mein persönliches Highlight war die Kranzniederlegung in Ypern. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, dass ich die Ehre hatte, diesen Kranz niederzulegen. Ich bin sehr dankbar dafür und ich werde diesen Moment immer in Erinnerung behalten. Es war für mich sehr emotional und besonders.
Außerdem gab es in Ypern Läden mit verschiedenförmiger Schokolade. Besonders die riesigen Schokoladenfiguren fand ich beeindruckend. Ich hätte gerne eine mitgenommen, aber das Risiko war zu hoch, dass sie schmilzt.“

Melina, was nimmst du aus dieser Reise/Erfahrung mit?

Melina: „Aus der Reise nehme ich die vielen Dinge und Erfahrungen mit, die ich gelernt habe. Ich nehme mit, dass die Geschichte, die hinter der Reise steckt, immer mit Respekt und Achtung zu behandeln ist, was auch wirklich wichtig ist. Ich werde diese Zeit immer in Erinnerung behalten und ich bin sehr dankbar, dass mir die Möglichkeit gegeben wurde, mitzufahren und ich so viel aus Belgien mitnehmen konnte. Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen, bei so einem Workcamp mitzumachen.

Laeticia: „Ich denke noch häufig an das Erlebte zurück, jeder meiner Freunde und Familie musste sich schon meine Erlebnisse aus Belgien anhören, haha.
Sich mit der Geschichte zu befassen ist meiner Meinung nach auch etwas sehr Wichtiges für die Selbstreflexion. Man reflektiert das Leben damals und sein eigenes Leben. Anhand von Lommel und Ypern sieht man, dass Friedensarbeit etwas bewirkt. Es inspiriert mich dazu mich selbst auch für den Frieden einzusetzen. Ich würde gerne nochmal ein ähnliches Workcamp besuchen. Mit unserem Programm der Belgienfahrt verbinde ich viele Eindrücke: Trauer, Trost, Gedenken, aber auch Freude, Versöhnung, Menschenwürde und Freundschaft und allem voran Dankbarkeit.“

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