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Ein Blick hinter die Kulissen: Baustellenführung auf der Deponie Burgdorf

Die Baustellenführung auf der Deponie Burgdorf bot interessierten Besucherinnen und Besuchern einen einzigartigen Einblick in die aktuelle Abdeckung des ehemaligen Deponiebergs. Solch eine Führung wurde vor zwei Jahren schon einmal angeboten und stieß bereits damals auf großes Interesse. Auch in diesem Jahr waren die verfügbaren Termine schnell ausgebucht, die Kapazitäten wurden sogar nachträglich aufgestockt um alle teilnehmen lassen zu können. Herr Roland Middendorf, Abteilungsleiter Abfallbehandlung und Frau Nora Weiß, Bauplanerin Deponie, führten durch die Besichtigung und gaben wertvolle Hintergrundinformationen zum ehemaligen Deponiebetrieb und der Entwicklung zum modernen Abfallbehandlungszentrum.

Historischer Hintergrund und Entwicklung

Seit ihrer Entstehung in den 60er-Jahren hat die Deponie Burgdorf einen bedeutenden Wandel durchlaufen, stets mit Fokus auf den Umweltschutz. Hier ein Überblick über die wichtigsten Entwicklungsschritte:

1965 – Entstehung der Müllablagerung
Die erste Müll Ladung wurde auf einem Feld zwischen Burgdorf und Steinwedel abgeladen. Zu dieser Zeit gab es bereits etwa 700 solcher Müllablagerungen im Umland von Hannover.

1972 – Einführung des Abfallbeseitigungsgesetzes
Das Gesetz legte den Grundstein für eine moderne Abfallwirtschaft und geregelte Deponierung. Mit der Wertstoffsortierung von Glas begann aha in den 70er-Jahren einen wichtigen Schritt in Richtung Umweltschutz. In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Wertstoffe wie Papier, Bioabfälle und Verpackungen in den Verwertungskreislauf integriert.

80er Jahre – Verbesserungen in der Abfallbehandlung
Abfälle wurden nun zerkleinert und mit Kompaktoren eingebaut, was die Brandgefahr durch geringeren Sauerstoffgehalt minimierte. Eine wasserundurchlässige Tonschicht diente als Abdeckung der alten Deponie und neue Drainagerohre leiteten das Sickerwasser zu Klärteichen. Biologisch vorbehandelt wurde das Sickerwasser anschließend zur Kläranlage in Burgdorf transportiert.

90er Jahre – Modernisierungen
1994 wurden neue Anlagen zur Vorbehandlung von Rest- und Sperrabfällen sowie eine neue Kläranlage zur biologischen und physikalischen Behandlung des Sickerwassers eröffnet. 1997 reduzierte eine neue Behandlungshalle die Staubbelastung und schützte die Mitarbeitenden bei schlechtem Wetter. Eine neue Sortieranlage wurde eingerichtet, um Wertstoffe aus den Abfallsäcken manuell zu sortieren - bis 1999 die getrennte Abholung von Wert- und Restabfällen eingeführt wurde.

2000 – Schließung und neue Wege
Nach 34 Jahren und 3,1 Mio. m³ abgelagertem Müll wurde der Deponieberg am 31. Oktober 2000 geschlossen. Die Vorbehandlung der Abfälle setzte sich in der Umschlaghalle fort, wo Abfälle zerkleinert und zur Müllverbrennungsanlage transportiert wurden.

Ab 2003 – Umschlagplatz für Wertstoffe
Die Deponie Burgdorf wurde zu einem wichtigen Umschlagplatz für Wertstoffe, wie unter anderem Elektrogeräte und Holz: von den Wertstoffhöfen zusammengeführt und mit LKWs zu den Verwerterbetrieben transportiert. Seit 2010 erfolgt hier auch die Nachsortierung der Kunststoffcontainer der Wertstoffhöfe.

Heute ist die Deponie Burgdorf ein modernes Abfallbehandlungszentrum mit Nebenanlagen wie einer Kompostierungsanlage, einer Elektroschrottannahmestelle und einem Wertstoffhof.

Die Abdeckung des Deponiekörpers

Seit 2021 wird der Deponieberg abgedeckt, um das Eindringen von Regenwasser und den Austritt von Methangas über die Oberfläche zu verhindern. Die Abdeckung umfasst mehrere Schichten, die sorgfältig aufeinander abgestimmt sind.

Zu Planungsbeginn wurde die Kubatur des Bergs analysiert und ein Modell des Anfangs- und Zielzustandes erfasst.

Um den Berg in die optimale Form zu bringen, müssen vorhandene Abfälle umgelagert werden und durch Materialien wie Bauschutt und Boden von den Wertstoffhöfen, sowie mit Schlacke aus der Verbrennungsanlage in Lahe, aufgeschüttet werden. Die Umprofilierung ist nötig, um die Kubatur unterhalb der Dichtung so herzustellen, dass ein Abdichtungssystem aufgebracht werden kann.

Oberhalb der Ausgleichsschicht, die gegen Unebenheiten wirkt, wird eine 30cm starke Gas-Drainageschicht, vorwiegend aus Recyclingmaterialien aus der Industrie, eingebaut. Diese Schicht ermöglicht die ungehinderte Verteilung von Gas, welches durch Drainagerohre zum Plateau geführt und dort abgesaugt und verwertet wird.

Das eigentliche Dichtungssystem oberhalb der Drainageschicht besteht aus zwei unterschiedlichen Komponenten: einer 1cm starken Bentonitmatte, die aus zwei Vliesstoffen und einem dazwischen liegenden Tonmineral, dem Bentonit, besteht und einer 2,5mm starken Polyethylen-Dichtung, die vollständig verschweißt wird.

Darüber befinden sich eine Entwässerungsschicht, bestehend aus einer Drainagematte, durch die das Wasser durchgängig hangabwärts fließen kann und einer Rekultivierungsschicht, einer 1m starken Bodenschicht, bei der die oberen 20-30cm sind Mutterboden sind.

Der 25-30m hohe Berg wird abschließend begrünt. Die Begrünung des Deponiekörpers bildet dabei einen Rückzugsort für Flora und Fauna.

Welches Potential ein ehemaliger Müllberg für die Biodiversität bietet, wird anhand der Renaturierung des Nordbergs, der ehemaligen Mülldeponie Lahe, deutlich. Dort sind rund 200 Pflanzenarten, etwa 15 Heuschreckenarten, circa 15 Tagfalterarten, der streng geschützten Zauneidechse und zahlreichen Vogelarten wie Feldlerche, Wiesenpieper, Kranich, Neuntöter und diverse Greifvögel angesiedelt. Informationen zum Renaturierungsprojekt Nordberg finden Sie in unserem begleitenden Bildband „Berg-Bauwerk-Biotop“.

Herausforderungen und Verzögerungen

Von den knapp 21 Hektar sind bereits um die 14 Hektar abgedeckt. Ursprünglich war geplant, die Abdeckung Ende 2024 abzuschließen. Die Baustelle ist jedoch sehr wetterabhängig und starke Regenfälle im letzten Sommer führten zu Verzögerungen im Ablauf - unter anderem durch Regenschäden, die saniert werden müssen. Der Abschluss der Baumaßnahmen wird voraussichtlich 2025 erfolgen. Insgesamt belaufen sich die Kosten für das Bauvorhaben auf 25 Millionen Euro, finanziert durch Gebühren und Rückstellungen.

Zukunftsblick

Die Nachsorge der Abdeckung des Deponiekörpers wird mindestens 30 Jahre andauern. Der Berg unterliegt dabei ständigem Monitoring, um die Sicherheit und Umweltverträglichkeit zu gewährleisten. Messungen im Zu- und Abfluss des Grundwassers sowie der Regeneinläufe werden durchgeführt. Es wird geschaut, ob sich der Berg setzt oder Ausgasungen auftreten. Diese strenge Kontrolle, die unter anderem durch einen Fremdprüfer, beauftragt über die Gewerbeaufsicht, durchgeführt wird, zeigen welch hohem Qualitätsstandard die Deponienachsorge unterliegt. Durch die kontrollierte Abdichtung und die regelmäßigen Messungen, können öffentlichen Begehungen über die Nordseite verantwortet und für die Zukunft geplant werden. Auch Photovoltaik Anlagen sind als Nutzungsprojekt im Nachgang angedacht.

Die Baustellenführung auf der Deponie Burgdorf bot nicht nur spannende Einblicke in die aktuelle Abdeckung, sondern auch in die historische Entwicklung und die Zukunftsaussichten des Standorts. Die hohe Resonanz und das große Interesse der Besucherinnen und Besucher zeugen von der Bedeutung und dem Bewusstsein für nachhaltige Abfallwirtschaft und Umweltschutz in der Region.

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